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Nieswurz - Hellebori rhizoma

Stammpflanzen: Insbesondere Helleborus niger L. / Christrose, Schneerose, Schwarze Nieswurz und Helleborus viridis L. / Bärenfuß, Grüne Nieswurz [Fam. Ranunculaceae / Hahnenfußgewächse]. Synonyme: H. niger: Keine gebräuchlich. H. viridis: Helleboraster viridis (L.) MOENCH, Helleborus officinalis SPACH. Englisch: H. niger: black helleborus, Christmas-rose. H. viridis: Bear's foot, green hellebore.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: H. niger: 15-30 cm hohes, von Dezember bis April blühendes, ausdauerndes Kraut mit kräftigem, bis 10 cm langem Wurzelstock, dem zahlreiche fleischige Wurzeln entspringen. Blätter winterhart, grundständige lang gestielt, ledrig, dunkelgrün, fußförmig 7-9teilig, die des Blütenstengels ungeteilt. H. viridis: Ähnlich der zuvor beschriebenen Art, jedoch bis 40 cm hoch und im Frühjahr (März bis Mai) blühend. Blätter nicht winterhart. Zwei grundständige, 7-13fach fußförmig geteilte Blätter und ebenfalls geteilte Stengelblätter.

Verbreitung: H. niger: Mittel- und Südeuropa, östlich bis Russland. Allgemein in Wäldern anzutreffen, bevorzugt in Gebirgen (Alpen, Apennin). H. viridis: in Bergwälder Europas (Verbreitungsschwerpunkt Südeuropa) und Nordamerikas.

Droge: Der getrocknete Wurzelstock beider Stammpflanzen. Hinweis: Die ausschließlich von H. niger stammende Droge ist Hellebori nigri rhizoma (Nieswurzwurzelstock, Christrosenwurzel, Schneerosenwurzel), die von H. viridis stammende Hellebori viridis rhizoma (Grüner Nieswurzwurzelstock). Infolge der unterschiedlichen Inhaltsstoffe ist die Differenzierung zwar ausgesprochen sinnvoll, infolge der identischen Verwendung jedoch nicht zwingend erforderlich.

Beschreibung der Droge: Der von H. niger stammende Wurzelstock ist 3-6 cm lang, schwarz bis schwarzbraun gefärbt, verästelt und mit unterschiedlich langen Wurzeln versehen, der von H. viridis bis 10 cm lang und etwa 1 cm dick.

Geruch und Geschmack: Schwacher Geruch und stark bitterer, später scharfer Geschmack.

Herkunft: Besonders aus Österreich, ferner aus Oberitalien, der Provence und dem Balkan.

Inhaltsstoffe: Sehr unterschiedlich in beiden Arten! H. viridis enthält ca. 0,5-1% herzwirksame Glykoside vom Bufadienolidtyp als wertbestimmende Komponenten (Hauptkomponente Hellebrin), H. niger die Alkaloide Celliamin, Sprintillamin, Sprintillin. In beiden Arten kommen etwa 0,1 % Saponine (Helleborin, Steroidsaponine!) vor.

Anwendungsgebiete: Verwendet wird Nieswurz nur noch selten in der Volksheilkunde. Trotz der unterschiedlichen Inhaltsstoffe nutzt man die von beiden Arten stammende Droge in identischer Weise bei Verstopfung, Übelkeit und Wurmbefall. Wirksamkeitsnachweise fehlen.

Gegenanzeigen: Infolge der fehlenden Wirksamkeitsnachweise und der mit der Anwendung verbundenen Risiken ist diese generell abzulehnen.

Unerwünschte Wirkungen: Durch die lokal reizenden Eigenschaften des Steroidsaponingemischs Helleborin können intensive Schleimhautreizungen, Übelkeit, heftiges Erbrechen und Durchfällen auftreten.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Mittlere Einzelgabe 0,05 g, größte Einzelgabe 0,2 g, höchste Tagesdosis 1,0 g.

Sonstige Verwendung: Im Haushalt als Niespulver wegen schleimhautreizender Wirkung des Helleborins, z. T. im Gemisch mit Veratrum album und Quillaja saponaria.


Bilder:

Die entsprechend der deutschen Bezeichnungen in den Wintermonaten blühende Schwarze Nieswurz besitzt recht ansehnliche, weißliche bis weißlich-rote Blüten und zwei immergrüne, grundständige Blätter (s. Abbildungen links oben und links unten).  Auch die etwas größer werdende Grüne Nieswurz macht ihrem Namen alle Ehre, denn sowohl Blätter als auch Blüten sind intensiv hellgrün gefärbt (s. rechte Abbildung).


© Thomas Schöpke