Zur Startseite ...
Colombo-Wurzel - Colombo radix

Stammpflanze: Jateorhiza palmata LAM. MIERS. / Colombostaude [Fam. Menispermaceae / Menispermumgewächse]. Synonyme: Chasmanthera columba (ROXB.) BAILL., Chasmanthera palmata BAILL., Cocculus palmatus (LAM.) DC., Jateorhiza columba (ROXB.) OLIV., Jateorhiza miersii OLIV., Jatrorrhiza palmata MIERS, Menispermum columba ROXB., Menispermum palmatum LAM. Dt. Synonyme: Kalumb-Staude. Englisch: calumba, colombo.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Diözische, baumhoch schlingende, verzweigte Liane. Das ausdauernde, sehr große, dicke, fleischige Rhizom ist unregelmäßig knollig. Gliedrig eingefügt sind die rübenförmig-knolligen, bis 30 cm langen und 2 bis 8 cm dicken Wurzeln. Der einjährige, bis 1 cm dicke, krautige, schlingende Stengel stielrund, längs gefurcht und durch lange, abstehende Drüsenhaare zottig. Die Blätter sind wechselständig und relativ zerstreut angeordnet. Der Blattstiel ist bis 25 cm lang und dicht mit abstehenden Drüsenhaaren besetzt. Die Blattspreite ist tief handförmig 5-7lappig, die oberste 3lappig, mit rundlichem Umriss, bis 35 cm lang und bis 40 cm breit. Der Blattrand ist wellenförmig und ebenso wie die Nerven auf Ober- und Unterseite mit kurzen Drüsenhaaren besetzt. Die eingeschlechtlichen, blassgrünen Blüten sind in achselständigen, bis 40 cm langen achselständigen reichblütigen Rispen (männliche Pflanzen) bzw. bis 10 cm langen armblütigen Trauben (weibliche Pflanzen) angeordnet. Blütenhülle doppelt, Kelch und Krone jeweils aus 6 in zwei Reihen angeordneten Kelch- bzw. Kronblättern. Männliche Blüten mit 6 Staubblättern, weibliche Blüten mit oberständigem Fruchtknoten aus drei Fruchtblättern, die oben auseinanderweichen und in die 3 Narben übergehen. Die grüne, 2 bis 2,5 cm lange und 1,5 bis 2 cm breite, eiförmige Frucht ist drüsig behaart.

Verbreitung: Wälder ostafrikanischer Küstengebiete zwischen dem 12. und 19. südlichen Breitengrad (Kenia, Tansania, Malawi; Mozambique, Zimbabwe). Kultiviert in Ghana, auf Mauritius, Madagaskar, den Maskarenen und Seychellen sowie in Indien.

Droge: Die im frischen Zustand in Querscheiben geschnittenen, getrockneten Speicherwurzeln.

Beschreibung der Droge: Die 3 bis 8 cm breiten und 0,2 bis 2 cm dicken, spröden, außen runzeligen, graubräunlichen Wurzelscheiben sind rundlich oder oval und auf der Fläche schmutzig graugelb oder grünlichgelb, gefärbt. Die etwas eingesunkene Mitte ist dunkler bis bräunlich mit erhabenen Punkten. Der Holzteil ist undeutlich strahlig und durch eine dunkle, wellenförmige Kambiumlinie deutlich vom grünlich-gelben Rindenbereich getrennt. Beim Brechen etwas stäubend und einen glatten Bruch ergebend. Wird die Droge in Wasser gebracht, färbt sich dieses sofort hellgelb.

Geruch und Geschmack: Schwacher, etwas widerlicher Geruch und reiner, stark bitterer und etwas schleimiger Geschmack. Den Speichel gelb färbend.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Kalumbawurzel, Kalumbewurzel, Kolumbowurzel, Ruhrwurzel. Englisch: Calumba, colombo, colombo root. Lateinisch: Radix calumbae, Radix colombo.

Herkunft: Aus dem Anbau in Ghana, Mozambique, Indien, Mauritius, Madagaskar und den Maskarenen.

Gewinnung der Droge: Die dem Rhizom entspringenden Speicherwurzeln werden im März ausgegraben, gewaschen und noch im frischen Zustand meist in Scheiben geschnitten. Diese werden umgehend zum Trocknen im Schatten ausgebreitet.

Inhaltsstoffe: Alkaloide vom Benzylisochinolin-Typ (Protoberberin-Typ): Gehalt 0,95 bis 1,2 % (3 %). Hauptkomponente mit einem Anteil bis etwa 95 % ist Palmatin. Je nach Charge der Droge können auch Jateorhizin (= Jatrorrhizin) und Columbamin bis 50 % der Gesamtalkaloide darstellen. Neben diesen Verbindungen in geringen Mengen (0,015 %) das dimere Bisjatrorrhizin. Diterpene: Maßgeblich für den bitteren Geschmack der Droge verantwortlich. Isoliert und strukturell geklärt wurden mehrere Verbindungen, unter diesen Columbin und Jateorin, deren Glucoside Palmatosid D und F sowie die Isomeren Isocolumbin und Isojateorin, bei denen es sich jedoch wahrscheinlich um während der Isolierung gebildete Artefakte handelt.

Wirkungen: Jateorhizin und Palmatin sollen entsprechend älterer Literaturangaben ähnlich wie Morphin den Ruhetonus der glatten Muskulatur des Intestinaltraktes erhöhen. Die in der Droge enthaltenen Alkaloide bewirken angeblich eine Lähmung des Zentralnervensystems. Neuere Untersuchungsergebnisse, in denen eine dieser Wirkungen bestätigt werden konnte, liegen nicht vor. In jüngerer Vergangenheit an Mäusen durchgeführte Untersuchungen zur Beeinflussung des Schlafverhaltens ergaben widersprüchliche Resultate. So bewirkten Colombowurzel (zu 1 % der Nahrung über 5 Tage zugegeben) und das Diterpen Columbin (20-40 mg/kg/d über 5 Tage p. o. gegeben) eine Verminderung der durch eine Mischung von Urethan und Chloralhydrat induzierten Schlafzeit sowie eine Verlängerung der durch Hexobarbital induzierten Schlafzeit. Ferner konnte im Tierversuch an Ratten durch Columbin eine Reduktion der Azoxymethan-induzierten Entstehung von Darmkrebs erzielt werden.

Anwendungsgebiete: Ausschließlich in der Volksheilkunde verwendet. Die aus der Droge hergestellte Abkochung sowie die Tinktur werden als Ersatz für Opiumtropfen bei Verdauungsstörungen angewendet, die mit Durchfall einhergehen. Weiterhin auch eingesetzt bei dyspeptischen Beschwerden sowie chronischen Durchfällen bei Lungenkranken, in der Vergangenheit ferner bei Schwangerschaftserbrechen sowie nervösem Erbrechen. Wirksamkeitsbeweise existieren für keines der genannten Anwendungsgebiete.

Unerwünschte Wirkungen: Gastrointestinale Störungen, bei Einnahme höherer Dosen Auslösung von Erbrechen und ggf. Lähmungserscheinungen und Bewusstlosigkeit.

Dosierung und Art der Anwendung: Als Abkochung von 1 Teil Droge mit 20 Teilen Wasser im Abstand von 2 h 1 Esslöffel. Einzeldosen: Fluidextrakt 0,5 g (= 20 Tropfen), Tinktur 2,5 g, Wein 5,0 g.


Bilder:

Die eingeschlechtliche Stammpflanze ist eine typische Liane tropischer Wälder, deren einjähriger Stengel sich im Kampf um das Licht an Bäumen hinauf windet. Die Blätter sind handförmig gelappt und lang gestielt, die Blüten befinden sich in reichblütigen Rispen. Auffallend ist die zottige Behaarung zahlreicher Pflanzenteile sowie die doppelte Blütenhülle mit jeweils 6 in zwei Reihen angeordneten Kelch- und Kronblättern.

 


Literatur: Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Band 6, Drogen E-O, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1993; Hänsel R, Sticher O, Steinegger E, Pharmakognosie - Phytopharmazie, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2002; Kohno H, Maeda M, Tanino M, Tsukio Y, Ueda N, Wada K, Sugie S, Mori H, Tanaka T, A bitter diterpenoid furanolactone columbin from Calumbae Radix inhibits azoxymethane-induced rat colon carcinogenesis, Cancer Lett. 183 (2002): 131-139, ref. PubMed PMID: 12065087; Pabst G, Köhler's Medizinal-Pflanzen, Band II, Verlag Fr. Eugen Köhler, Gera-Untermhaus 1888; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; Wada K, Kurihara T, Yagi M, Kobayashi R, Kaminaga H, Toi K, Haga M, Columbin isolated from calumbae radix affects the sleeping time of anesthetized mice, Biol. Pharm. Bull. 18 (1995): 634-636.


© Thomas Schöpke