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Mönchspfefferfrüchte - Vitex casti fructus [Ph. Eur. 01/2015:2147; Englische Bezeichnung: Agnus castus fruit]

Stammpflanze: Vitex agnus-castus L. / Mönchspfeffer [Fam. Verbenaceae / Eisenkrautgewächse, gelegentlich auch in die Familie Lamiaceae / Lippenblütengewächse eingeordnet]. Synonyme: Agnus-castus vulgaris CARR., Vitex verticillata LAM. Dt. Synonyme: Abrahamstrauch, Keuschbaum, Keuschlamm.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Strauch oder kleiner Baum, 1 bis 6 m hoch, mit 4kantigem Stengel und gegenständigen, gefingerten Blättern mit 5-7 bis 10 cm langen, unterseits weißfilzigen und nach dem Absterben auffallend schwarz werdenden Fiederblättchen.

Verbreitung: Gesamtes Mittelmeergebiet bis Westasien. Im Küstengebiet und an Flussläufen einen dichten Bestand bildend.

Droge: Die ganzen, reifen, getrockneten Früchte von Vitex agnus castus L., die bezogen auf die getrocknete Droge einen Mindestgehalt an Casticin von 0,08 % aufweisen.

Beschreibung der Droge: Ovale bis nahezu rundliche, außen schwärzlich-braun gefärbte Früchte mit einem Durchmesser bis 5 mm, zum Teil mit dem etwa 1 mm langen Fruchtstiel. Griffelrest häufig sichtbar. Kelchblätter an den Früchten verbleibend, etwa 2/3 bis 3/4 der Oberfläche der Früchte einhüllend, graugrün, schwach weichhaarig, in 4-5 kurzen Zähnend auslaufend.

Geruch und Geschmack: Geruch aromatisch, Geschmack scharfen und aromatisch.

Herkunft: Wildvorkommen, besonders aus Albanien und Marokko.

Inhaltsstoffe: Iridoidglykoside [Aucubin (Formelbild) und Agnusid (Formelbild), Gehalt ca. 1 %), lipophile Flavonoide, darunter Casticin [5,3'-Dihydroxy-3,6,7,4'-tetramethoxyflavon (Formelbild)], etwa 0,7 (-1,8 %) ätherisches Öl mit Bornylacetat, 1,8-Cineol, Limonen, a- und ß-Pinen als Hauptkomponenten. Die für die Wirkung verantwortlichen Inhaltsstoffe sind noch nicht bekannt.

Wirkungen und Wirkungsmechanismus: Durch Angriff an dopaminergen Rezeptoren der Hypophyse Hemmung der Prolactinsekretion und dadurch Senkung des Prolactinspiegels, der während des prämenstruellen Syndroms oft pathologisch erhöht ist. Dies bewirkt eine Besserung bzw. Normalisierung von gestört verlaufenden Menstruationszyklen.

Anwendungsgebiete: Bei menstruellen Anomalien (sog. Regeltempoanomalien wie Oligomenorrhoe, Polymenorrhoe und azyklischen Blutungen) und prämenstruellen Beschwerden.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Gelegentlich juckende, urticarielle Exantheme der Haut, die nach dem Absetzen wieder verschwinden. [Kom. E]

Dosierung und Art der Anwendung: In Form von Zubereitungen, die durch wässrig-alkoholische (50-70 %) Extraktion hergestellt wurden, einer Drogenmenge von 30 bis 40 mg pro Tag entsprechend zum Einnehmen. Als Teeaufguss zur Einnahme 10 g (!, die lipophilen Inhaltsstoffe werden auch mit heißem Wasser nur unzureichend extrahiert) auf 100 ml.


Bilder:

Der im Spätsommer blühende Mönchspfeffer besitzt gegenständige, gefingerte Blätter mit bis 10 cm langen Fiederblättchen (s. Abbildung links) und kleine, hellviolette, in dichten, endständigen Infloreszenzen angeordnete Blüten (s. Abbildung rechts).


© Thomas Schöpke